Fall 4


Wir sind Geschwister, da sind sich die drei einig.

Aber stimmt das wirklich?

Shattuckit
Azurit
Lapis

 

 

Das traumhafte Blau haben sie gemeinsam. Auch relativ selten sind alle drei. Aber sie stammen nicht aus der gleichen Familie. Zwei sind miteinander verwandt, aber einer hat einen ganz anderen Hintergrund.

Am schönsten lassen sich die Unterschiede an ihrer Herkunft festmachen. Und die ist wirklich spannend.

Der Shattuckit und der Azurit entstehen bodennah in bis zu einigen 10-Metern Tiefe - in der sogenannten Oxidationszone. Wie der Name sagt, braucht es Sauerstoff im Boden. Dazu auch noch Wasser.
Aber, wenn Grundwasser da ist, kommt kein Sauerstoff hin. Wie soll das gehen? Der Schlüssel liegt im Wechsel von naß, feucht und trocken. Mit anderen Worten, dort wo zeitweise Grundwasser ist und dann wieder verschwindet. Das passiert v.a. in Trockengebieten mit festen Regenzeiten. In einem solchen Milieu findet die Umwandlung der Minerale statt. Es handelt sich um einen Prozess der Verwitterung.

Der Unterschied zwischen den beiden Mineralen liegt im Ausgangsmaterial, also der Bodenbeschaffenheit. Für beide gilt, es muss unbedingt viel Kupfer im Boden sein.

Die Verfügbarkeit weiterer Elemente und die speziellen Feuchtigkeitsbedingungen entscheiden dann, welcher der beiden sich bilden kann.

Ist zusätzlich Sand im Untergrund hat der Shattuckit gute Chancen zu entstehen - er braucht das im Sand enthaltene Silizium. Ist dagegen viel Kohlenstoff vorhanden, etwa durch Pflanzenreste, hat der Azurit gute Karten.

Zusammenfassend kann man sagen. Beiden gemeinsam ist ein hoher Kupfergehalt und die im Prinzip gleiche Entstehung durch "Verwitterung". Man nennt dies "Supergene Entstehung".

 

Komplett anders entsteht der Lapis.

Während die beiden anderen sich im Prinzip an einem festen Ort bilden, hat der Lapis eine lange Reise hinter sich. Er entsteht aus Marmor, der 15 - 40 km tief in die Erkruste gerät und dort von umgebendem, heißen Gestein bei 200-550 Grad quasi gebacken wird.

Wie aber kommt der Marmor so tief in die Erkruste?.

Das geht praktisch nur an Subduktionszonen, wo zwei Krustenplatten kollidieren und eine zum Abtauchen (Subduktion) unter die andere, starrere Platte gezwungen wird.

Die abtauchende Platte enthält den Marmor, der sich erhitzt, je tiefer er gelangt. Gleichzeitig schabt die starre Platte durch die Reibung Material von der abtauchenden Platte ab, Dieses widersetzt sich dem Abtauchen und wird Teil der starren Platte.

Aus dem erhitzten Teil des Marmors wurde also Lapis und der wurde in die starre Platte integriert.
Nun muss der Lapis aber wieder in Oberflächennähe gelangen, um vom Menschen abgebaut werden zu können.

Dies geschieht durch Gebirgsbildungsprozesse, die tief gelegene Bereiche der Erdkruste zu Gebirgen auftürmen können. In Jahrmillionen der Abtragung durch Eis und Wasser gelangen schließlich Bereiche, die einst im Kern eines Gebirges lagerten in die Nähe der Erdoberfläche.

Diese Art der Umwandlung von Marmor zu Lapis nennt man Kontaktmetamorphose.

Unterscheidung

- Härte

Shattuckit ca. 3,5
Azurit ca. 3,5-4
Lapis 5-5,5

Das heißt: Mit der Bruchstelle eines Lapis können Sie die beiden anderen ritzen.



- Farbe

Shattuckit Jeansblau bis dunkelblau, u.U. mit türkis
Azurit tiefblau bis ultramarin
Lapis tiefblau oft mit Stich ins violett. Oft goldfarbene Pyriteinschlüsse oder weiße Calcitadern.

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