Was ist ein Polariskop ?

 

Mit einem Polariskop kann der Gemmologe sehr schnell feststellen, ob es sich z.B. bei einem roten Stein um einen Rubin oder um einen roten Granat handelt. Der Rubin ist nämlich doppelbrechend und der Granat einfachbrechend. Nur als Beispiel. Vor allem rohe oder geschliffene Edelsteine, die lichtdurchlässig sind, lassen sich damit bestimmen.

 

Oben ein kleiner Blick in mein gemmologisches Labor. Links die Präzisionswaage zur Ermittlung des spezifischen Gewichts eines Edelsteins. In der Mitte zwei Refraktometer um die Brechung des Lichts, das durch einen Edelstein strahlt zu messen.  Rechts seht ihr das Polariskop, um das es uns heute geht..

 

Was sind einfach- und doppel-

brechende Edelsteine?

Das Polariskop arbeitet nur mit polarisiertem Licht, d.h. die Lichtbewegungen schwingen nur noch in einer Ebene senkrecht zu ihrer Fortpflanzungsrichtung. Denn gewöhnliches Licht breitet sich eigentlich nach allen Richtungen aus, senkrecht der Ausbreitungs- oder Fortpflanzungsrichtung. 

 

Noch ein näheres Foto von meinem Polariskop.

Ihr seht unten die Lichtquelle (die ich von außen eingeschaltet habe mit einem Schalter auf der Rückseite) mit einer schwarzumrandeten Scheibe drauf. Das ist der 1. Polfilter. Er lässt nur eine einzige Schwingungsrichtung des Lichts durch - d.h. das Licht wird polarisiert. Dieser 1. Polfilter wird auch Polarisator genannt. Er ist entweder fest justiert oder drehbar.

 

 

Oben seht ihr dann den 2. Polarisationsfilter, den sogenannten Analysator. Dieser ist auch beliebig drehbar.

Wenn man nun einen Edelstein untersuchen möchte, muss man zuerst die beiden Polarisationsfilter in Dunkelstellung bringen, d.h. die Durchlässigkeiten von Polarisation und Analysator stehen senkrecht zueinander. Wenn man nun oben durchschaut, ist es dunkel. 

Nun legt man entweder den Stein auf den unteren Drehtisch, hält ihn zwischen den Händen oder klemmt ihn in den Schwenkarm und beobachtet sein Verhalten während einer Drehung um 360 Grad. Man muss ihn auch öfter mal umplatzieren und anders herum legen, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. 

Falls der Stein beim Drehen völlig dunkel bleibt, ist er einfachbrechend, d.h. er polarisiert das Licht nicht. Das passiert zum Beispiel bei Glas. Manchmal blitzen zwar kleine Fleckchen im Dunkeln auf, aber das können auch nur verschiedene Einschlüsse sein, die wiederum doppelbrechend sind. Da darf man sich nicht irritieren lassen.

Wenn der Stein bei der Drehung um 360 Grad abwechselnd viermal hell und viermal dunkel erscheint, also nach jeder Drehung um 90 Grad eindeutig dunkel wird, dann ist er doppelbrechend. Der Bergkristall verhält sich so und ist damit eindeutig vom Flascholit (gemmologische Spaßbezeichnung für Glas) zu unterscheiden.

Es gibt dann natürlich noch viele Ausnahmeerscheinungen wie doppelbrechende Aggregate (da bleibt es beim Drehen um 360 Grad immer hell) oder farbige Interferenzmuster, aber das würde nun zu weit führen und nur verwirren. Das Grundprinzip des Polariskops konnte ich euch hoffentlich verständlich machen.

 



Herzlichst, Ihre Heidi Maria Killer-Bögl (Gemmologin)

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