Blog Spinell


 

Roter Spinell - ein Hochstapler ?



Nein, eher ein „Meister der Verkleidung“ ! 

Wie oft wurde er mit dem Rubin verwechselt. Obwohl er bereits 1587 als eigenständiger Edelstein anerkannt wurde, führten seine ewige Brillanz und seine intensive rote Färbung jahrhundertelang dazu, ihn fälschlicherweise als Rubin einzustufen. Sowohl der legendäre 352-karätige „Timur-Rubin“ als auch der 170-karätige „Black Prince´s Ruby“ (Bild rechts, der große rote Stein), die in der britischen Staatskrone eingearbeitet sind, entpuppten sich als rote Spinelle !

Eine kleine Geschichte zum “Black Prince´s Ruby”: 

Der englische König Henry V. trug 1415 bei der „Schlacht von Agincourt“ einen mit Juwelen besetzten Helm, unter ihnen der „Black Prince´s Ruby“. Während der Schlacht traf der französische Befehlshaber, der Herzog von Alencon, Henrys Kopf mit einem mächtigen Schlag seiner Streitaxt, womit er den König fast tötete. Die Wucht des Schlags wurde jedoch überraschenderweise von dem Spinell abgefangen, der somit das Leben des Königs rettete. So konnte der König seine Truppen doch zu einem Sieg führen, den viele für unmöglich gehalten hatten.

Der Grund für die rubinähnliche Erscheinung des edelroten Spinells liegt in dessen Entstehung, an der sowohl Korund, das Basismaterial von Rubinen und Saphiren, als auch Chrom mitwirkt. Auch die Lagerstätten beider Edelsteine liegen in unmittelbarer Nähe.


Oben Spinellstränge aus unserem Shop.
Es gibt sie auch in intensiverem Rot, einem richtigen Rubinrot.

Unten im Vergleich Rubinstränge.


Heute können wir Gemmologen Spinelle leicht anhand ihres Brechungsindexes identifizieren. Der  Spinell bricht nämlich einfach, und der Rubin doppelt. 

Die Lichtbrechung bei Spinell und Rubin 

Damit wären wir beim Thema Einfach - und Doppelbrechung.

Die meisten Edelsteine sind doppelbrechend mit Ausnahme derjenigen des kubischen Kritallsystems (Diamant, Spinell, Granat etc.). Auch Glas zeigt keine Doppelbrechung, da es amorph ist und überhaupt keine Kristallstruktur besitzt.

Einfachbrechung bedeutet, dass ein Lichtstrahl auf einen Stein trifft und auch als einzelner Lichtstrahl in diesem Stein weiterverläuft. Deshalb erscheint die dominierende Farbe in roten Spinalen oftmals reiner und intensiver als die Rottöne vieler Rubinsteine. Einfachbrechende Steine haben daher nur 1 Brechungsindex, der konstant ist. 

Doppelbrechung bedeutet, dass ein Lichtstrahl auf einen Stein trifft und in diesem (als das optisch dichtere Medium) in 2 Lichtstrahlen aufgespalten wird. Doppelbrechende Steine haben somit 2 unterschiedliche Brechungsindices, einen kleineren und einen größeren. Den Unterschied zwischen beiden gibt man als „Größe der Doppelbrechung“ oder „maximale Doppelbrechung“ an, es ist eine messbare Größe bei der Edelsteinbestimmung und in Tabellen nachlesbar. 

Sind Spinelle weniger wertvoll als Rubine?

Heute erzähle ich euch nochmals etwas über Spinelle. Der reine Spinell ist eigentlich weiß, durch Unreinheiten wird jedoch eine breite Palette von Farben erzeugt. Fast alle Farben werden für die Schmuckverarbeitung genutzt, allerdings ist der rote Spinell die wertvollste und beliebteste Varietät. Habt ihr gewußt, dass Spinelle zwar preiswerter sind als Rubine, aber viel seltener vorkommen ? 

 

 

Ja, in unserer Edelsteinbranche kann das Attribut „rar“ gleichzeitig Segen und Fluch sein, da es die Marktpreise und die Verfügbarkeit beeinflusst.

t. 

Spinelle kommen also in vielerlei Farben vor, also nicht nur in Rot, sondern auch in Blau, Pink, Orange, Schwarz und vielen anderen modischen Farben. Meistens bezeichnet man sie dann mit der jeweiligen Farbe als Präfix vorneweg, also Pinker Spinell, Blauer Spinell, Schwarzer Spinell etc. (Rechts ein Bild aus unserem Shop). Aber es gibt auch spezielle Bezeichnungen. Ein paar davon: Almandin-Spinell: eine dunkelrote Variante des Spinells mit einem Stich ins Blaue oder Violette.

Kobald-Spinell: ein außergewöhnlicher Blauer Spinell aus Sri Lanka und Tansania, der fast wie ein feiner Saphir oder auch ein schöner Indigolith aussieht. Der normale Blaue Spinell kommt auch aus Tansania und hat ebenso viele Übereinstimmungen mit Saphiren, aber nicht dieses intensive Blau. Gahnit oder Gahnospinell: eine seltene grünliche oder bläuliche, zinkreiche Variante des Spinells, benannt nach dem schwedischen Chemiker L.G. Gahn. Chromspinell oder Picotit: ein dunkelgrün bis schwarzer Spinell, bei dem Magnesium durch Eisen und Aluminium durch Chrom und Eisen ersetzt ist. 

Pleonast oder Eisenspinell: der schwarze Spinell aus Thailand, der in der Schmuckbranche in den letzten Jahren immer beliebter wurde. Er ist undurchsichtig und hat seine schwarze Farbe durch einen hohen Gehalt an zwei- und dreiwertigem Eisen bekommen. Wie alle Spinelle hat er die bemerkenswerte Härte von 8, was ihn sehr widerstandsfähig und dauerhaft macht. 


Herzlichst, Ihre Heidi Maria Killer-Bögl
 (Gemmologin)


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